Ein Plädoyer für echte Menschen mit echter Wirkung
Influencer sind überall. Auf Instagram, TikTok, LinkedIn – und spätestens dann, wenn Unternehmen sich fragen: „Wie bekommen wir mehr Sichtbarkeit?“ Zack, kommt jemand ums Eck und ruft: „Lasst uns doch einfach ein paar Influencer buchen!“
Klar. Klingt erstmal logisch. Aber sobald es um Arbeitgebermarke, Identifikation und Glaubwürdigkeit geht, zeigt sich schnell:
Reichweite ist nicht alles. Vertrauen schlägt Follower.
Und genau hier kommen sie ins Spiel: Markenbotschafter:innen.
Was der Unterschied ist – und warum Städte, Gemeinden und Unternehmen gut daran tun, nicht auf Hochglanz, sondern auf Herzblut zu setzen – klären wir jetzt.
1. Influencer werben – Botschafter leben
Influencer werden bezahlt, um Produkte oder Dienstleistungen zu bewerben. Das ist ihr Job. Sie wissen, wie man sich präsentiert, wie man Reichweite erzeugt. Und ja – sie sind Profis im Performen.
Markenbotschafter:innen dagegen performen nicht – sie funktionieren. Im echten Alltag.
Sie arbeiten in dem Job, den sie zeigen. Sie glauben an das, was sie tun. Und genau deshalb sind sie glaubwürdig. Kein Drehbuch, keine Maske, keine Werbeagentur im Ohr. Sondern: Alltag, Ehrlichkeit, Einblicke.
2. Vertrauen entsteht nicht auf Social Media
Menschen glauben Menschen – nicht Werbekampagnen. Und schon gar nicht glattgebügelten Slogans. Vertrauen entsteht da, wo jemand auf Augenhöhe spricht. Wenn ein Azubi von seinem ersten Tag erzählt. Wenn eine Erzieherin sagt, was sie am Job liebt. Wenn ein Feuerwehrmann über das Miteinander im Team spricht – ohne PR-Brille.
Markenbotschafter:innen wirken, weil sie erlebt und erlebt worden sind.
Sie sind Kolleg:innen, Nachbar:innen, Bekannte – keine fremden Gesichter mit Filter.
3. Botschafter machen keine Werbung – sie schaffen Verbindung
Ein Influencer will, dass du klickst. Ein Markenbotschafter will, dass du verstehst.
Der Unterschied ist subtil – aber entscheidend. Markenbotschafter:innen holen Menschen ab. Nicht über ein knalliges Reel, sondern über Nähe, Gespräche, Vertrauen.
Ein Beispiel:
Die Stadt Böblingen setzt im Rahmen ihrer Arbeitgebermarke auf Mitarbeitende, die sich freiwillig als Markenbotschafter:innen engagieren. Sie erzählen von ihren Wegen, Herausforderungen, Erfolgen. Manche haben Tattoos, andere tragen Anzug. Manche sind laut, andere leise. Aber alle sind: echt.
Und genau das bleibt hängen.
4. Kein Hochglanz ohne Haltung
Natürlich darf ein Video auch mal schön aussehen. Aber wenn hinter der schönen Fassade nichts steckt, wird es hohl. Wer heute auf Social Media wirbt, sollte sich bewusst sein: Menschen spüren, ob etwas gespielt ist oder nicht.
Markenbotschafter:innen müssen nicht glänzen. Sie dürfen auch mal stocken, überlegen, lachen oder ernst werden. Genau das macht sie stark. Ihre Haltung. Ihr echter Blick auf die Dinge.
5. Der beste Filter ist Authentizität
Ja, Influencer:innen nutzen Filter. Markenbotschafter:innen nutzen Erfahrungen.
Und das ist das, was wirklich hängenbleibt.
Denn: Bewerber:innen wollen wissen, worauf sie sich einlassen. Wie ist das Teamklima? Wie läuft die Einarbeitung? Gibt’s Gestaltungsspielraum oder nur Dienst nach Vorschrift?
Ein Influencer kann das nicht beantworten – ein Markenbotschafter schon.
6. Markenbotschafter:innen verändern die innere Kultur
Ein Effekt, den viele unterschätzen: Markenbotschafter:innen wirken nicht nur nach außen, sondern vor allem nach innen.
Wenn Kolleg:innen sehen, dass jemand ihre Geschichte erzählt, steigt die Identifikation. Es entsteht Stolz, Zugehörigkeit, manchmal auch: Gesprächsstoff. Und ja, es braucht Mut, vor die Kamera zu treten. Aber genau dieser Mut wirkt ansteckend.
Eine starke Arbeitgebermarke lebt nicht von Konzeptpapieren – sondern von Menschen.
7. Weniger Kampagne, mehr Kontinuität
Influencer-Kampagnen kommen und gehen. Markenbotschafter:innen bleiben.
Sie begleiten nicht nur einen Moment, sondern oft viele Jahre. Sie entwickeln sich mit der Organisation, wachsen mit ihr, bleiben ihr treu – auch über Krisen hinweg.
Und das Beste? Ihre Botschaft wird glaubwürdiger, je länger sie sie tragen. Kein Hype. Sondern: Haltung.
8. Einfluss ohne Influencing
Viele Botschafter:innen posten gar nichts. Und trotzdem wirken sie.
Weil sie im echten Leben Gespräche führen, Fragen beantworten, neue Kolleg:innen empfangen, sich einbringen. Weil sie den Spirit einer Organisation weitertragen.
Sie sind Multiplikatoren – keine Content-Creator.
Und das ist in Zeiten von Sinnsuche, Wertewandel und Personalnot ein verdammt starker Hebel.
9. Fazit: Influencer haben Reichweite. Botschafter haben Relevanz.
Beides hat seinen Platz. Aber nicht überall. Wer ein neues Produkt promotet, fährt mit Influencern vielleicht ganz gut. Wer aber neue Kolleg:innen sucht, Vertrauen aufbauen will oder Haltung zeigen möchte – der braucht Botschafter.
Echte Menschen. Mit echter Geschichte. Mit Ecken und Kanten. Mit Herz.
Noch ein Gedanke zum Schluss:
Wer jetzt denkt: „Puh, das klingt aber aufwändig …“ – hat recht. Markenbotschafter:innen entstehen nicht über Nacht. Sie brauchen Wertschätzung, Begleitung, Freiraum. Aber wenn man es richtig macht, entsteht etwas, das kein Influencer der Welt liefern kann:
Identifikation. Wirkung. Verbindung.