Lars Nannt: Handwerk neu gedacht im Schwarzwald
Lars Nannt ist 25, Metzgermeister und Unternehmer – mit einer klaren Idee davon, wie ehrliches Handwerk heute aussehen kann. In Nordstetten bei Horb hat er die ehemalige Metzgerei Singer zur Genussmanufaktur Nannt entwickelt: traditionelle Herstellung, regionale Partner und ein mutiges Konzept – ein 24/7-Selbstbedienungsladen, der rund um die Uhr geöffnet ist.
Vom Lehrling zum Meister – mit Blick nach vorn
Früh war klar: Handwerk ist für Lars Nannt mehr als ein Job. Bereits mit 15 stand er in der Wurstküche, lernte Schritt für Schritt, was Qualität bedeutet – vom Pökeln über das Räuchern bis zur Theke. Nach der Ausbildung sammelte er Praxis, Verantwortung und entschied sich für den Meister in Augsburg – mitten in der Corona-Zeit. Es war fordernd, aber prägend: Disziplin statt Komfort, Fokus statt Ablenkung.
Die Immobilie, die zur Idee passte – nach reiflicher Überlegung
Gebäude mit Metzgereizulassung sind rar. Als ein Freund die Anzeige zur ehemaligen Metzgerei Singer in Nordstetten schickte, war das zunächst nur ein Hinweis. Es folgten Besichtigungen, Gespräche mit Familie, Handwerkspartnern und Bank – und viel Abwägen. Kein spontaner Kauf, sondern eine bewusste Entscheidung: Umbau, Reiferäume, Räucherkammern, neue Elektrik und die Vision eines bargeldlosen 24/7-SB-Ladens.
24/7 geöffnet: Freiheit für Kunden, Klarheit im Prozess
Das Prinzip ist einfach: Karte an den Leser, Tür auf, Produkte scannen, kontaktlos zahlen. So können Kunden dann einkaufen, wenn es in ihr Leben passt – morgens, spätabends oder am Sonntag. Skepsis wich Vertrauen: Der Laden wird angenommen, die Nachfrage nach Klassikern wie Rauchpeitschen, Pfefferbeißern oder Fleischsalat ist hoch.
Handwerk mit Haltung
In der Genussmanufaktur Nannt entsteht jede Wurst und jeder Schinken in echter Handarbeit. Kalträuchern mit Tannenzweigen, Trockenpökeln, händische Kontrolle der Reifung – Prozesse, die Zeit, Wissen und Fingerspitzengefühl brauchen. Das spürt man im Ergebnis. Der Schwarzwälder Schinken folgt den Regeln der geschützten geografischen Angabe (GGA); den Geschmack prägen Ruhe, Rauch und Geduld.
Regionalität als System – nicht als Slogan
Lars Nannt arbeitet mit Erzeugern aus der Umgebung: Eier, Kartoffeln, Mehl, Öle und Käse ergänzen sein Kernsortiment. Das stärkt die Region, verkürzt Wege und sorgt für Transparenz. Wer bei Nannt einkauft, entscheidet sich bewusst für Qualität vor Masse – und für Nähe statt Anonymität.
Digitalisierung: Sichtbar, wo sie nützt
Digital ist, was besser macht – nicht was lauter klingt. Kühlräume sind temperaturüberwacht, Störungen lösen Alarme am Smartphone aus. Das Kassensystem erfasst Bestände, erleichtert Auswertungen und schafft Sicherheit. Social Media nutzt Lars Nannt als Schaufenster ins Handwerk: keine Hochglanzwelt, sondern echte Arbeit – nahbar erzählt.
Selbstständigkeit mit 25: realistisch & entschlossen
Die romantische Vorstellung von Freiheit weicht schnell dem Alltag aus Verantwortung, langen Tagen und klaren Prioritäten. Urlaub ist planbar, nicht spontan; „krank“ ist selten eine Option. Und trotzdem: Wer liebt, was er tut, empfindet die Last als Aufgabe, nicht als Bürde. Lars Nannt setzt bewusst auf gesundes Wachstum: lieber klein, ehrlich und konstant gut als groß und beliebig.
Zukunft mit Geschmack
Auf der Roadmap stehen ein Bestell-Kühlschrank, Website/Shop und perspektivisch ein zweiter Standort. Doch alles mit Maß: Qualität bleibt Leitplanke. Denn Handwerk bedeutet für Lars, Verantwortung zu übernehmen – für Produkt, Menschen und Region.
Fazit
Lars Nannt steht für eine Generation, die Handwerk neu denkt: bodenständig, digital, verantwortungsvoll. Sein Weg zeigt, dass Tradition und Innovation keine Gegensätze sind – wenn man sie mit Haltung verbindet. Und dass große Entscheidungen Zeit brauchen, um dann entschlossen umgesetzt zu werden.
