Viele Städte und Gemeinden schlagen sich die Köpfe ein, weil kaum noch Bewerbungen reinkommen. Fachkräftemangel, sagen die einen. Generation Z will nicht arbeiten, sagen die anderen. Wir sagen: Falsch gedacht.
In über 90 % der Fälle liegt das Problem nicht an den Bewerbern, sondern am Bewerbungsprozess. Und ja – vor allem in Verwaltungen.
Klingt hart? Ist aber so. Und wir zeigen euch heute fünf Punkte, warum Bewerbungen ausbleiben – und was ihr dagegen tun könnt.
1. Bewerberportale wie aus der Fax-Zeit
Mal ehrlich: Wer heute noch ein Bewerbungsportal betreibt, das aussieht wie eine Webseite von 2008, braucht sich über fehlende Resonanz nicht wundern.
Kein Mobile-First, keine klare Nutzerführung, keine Login-Erleichterung? Dann ist der Absprung vorprogrammiert. Wer sich erst durch ein 6-seitiges PDF hangeln muss und dann auch noch seine Unterlagen einzeln hochladen soll, verliert einfach die Lust.
👉 Tipp: Denkt aus der Sicht des Bewerbers. Nicht aus Sicht des Datenschutzbeauftragten oder der IT-Abteilung.
2. Stellenanzeigen zum Einschlafen
“Wir bieten einen sicheren Arbeitsplatz, pünktliche Bezahlung und ein angenehmes Betriebsklima.”
Klingt das nach einem Job, auf den man sich bewerben will? Eben.
Stellenanzeigen in Verwaltungen wirken oft wie eine Mischung aus Behördenbescheid und Bewerbung an sich selbst. Kein echtes Wording. Keine Persönlichkeit. Keine Emotion.
Und ganz wichtig: Kein Mensch weiß, was hinter den Jobtiteln steckt. „Sachbearbeiter im Referat für zentrale Dienste“ – was soll das bitte sein?
👉 Tipp: Fangt bei der Zielgruppe an. Wer soll sich bewerben? Was will diese Person wirklich hören? Und dann bitte: Klare, verständliche Sprache.
3. Funkstille nach der Bewerbung
Stell dir vor: Du schickst deine Bewerbung ab. Und es passiert… nichts. Keine Eingangsbestätigung. Keine Info, wie’s weitergeht. Kein Feedback.
Willkommen im Jahr 1995.
Das wäre halb so wild – wenn der Bewerber nicht 2025 leben würde. Wo jede App Rückmeldung gibt, wann dein Paket ankommt, dein Pizzabote um die Ecke biegt und dein DHL-Mensch deinen Nachbarn kennt.
👉 Tipp: Automatisierte Eingangsbestätigung mit klarer Info, wie’s weitergeht – sollte Standard sein. Bonuspunkte gibt’s für Zwischenmeldungen und persönliche Kontaktaufnahme.
4. Kein Mensch, nur Amt
Was oft komplett fehlt: Menschlichkeit. Persönlichkeit. Augenhöhe.
Bewerber wollen nicht mit “Sehr geehrter Herr XY” kommunizieren, sondern mit echten Menschen, echten Persönlichkeiten – und einer Verwaltung, die auch mal lachen kann.
Viele Städte wirken nach außen wie ein verstaubtes Aktenarchiv mit WLAN.
Dabei arbeiten da doch auch Menschen, oder? Zeigt das!
👉 Tipp: Nutzt eure Karrierewebseite und eure Stellenanzeigen, um echte Menschen sichtbar zu machen. Mit einem Lächeln. Mit einem Statement. Mit Persönlichkeit.
5. Bewerbungen für Jobs, die keiner versteht
Wenn selbst interne Mitarbeitende nicht wissen, was ein “Referent für interkommunale Prozesskoordination im Sachgebiet C” macht – wie soll es ein Quereinsteiger wissen?
Stellenanzeigen, die sich lesen wie ein Verwaltungshandbuch, helfen niemandem.
Ihr wollt Quereinsteiger? Dann sprecht ihre Sprache.
👉 Tipp: Beschreibt Aufgaben konkret. Was macht man in dem Job – an einem ganz normalen Mittwoch? Und was hat der Job mit den Menschen in der Stadt zu tun?
Was heißt das jetzt für euch?
Wenn ihr wollt, dass sich Menschen bei euch bewerben, dann macht es ihnen nicht schwer.
Die Wahrheit ist unbequem, aber klar: Die besten Bewerber meiden Behördenprozesse wie die Pest.
Und nein – es liegt nicht an der Generation Z. Es liegt an euch.
➡️ Fangt an mit dem, was ihr habt:
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Reduziert Hürden
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Verbessert Kommunikation
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Zeigt echte Menschen
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Formuliert klar und verständlich
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Nutzt Humor, wo erlaubt
Ein funktionierender Bewerbungsprozess kostet kein Vermögen. Aber Stillstand kostet euch:
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Zeit
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Energie
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gute Leute
Also, liebe Stadtverwaltungen: Geht mindestens mal bis zur Mitte vom Teller. Dann könnt ihr auch irgendwann mit Fallschirm über den Tellerrand springen.